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Geheimtipp Petruskirche: Konzert mit Peter Finger |
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Konzert mit Akustikgitarrist Peter FingerVon Lydia Repke BERLIN. Ein- bis zweimal die Woche organisiert die Kulturgruppe der Petruskirche am Oberhofer Platz in Lichterfelde qualitativ hochwertige Konzerte. Für diese Anlässe wird der vordere Teil des Kirchenschiffs in einen kleinen Konzertsaal umgewandelt. Dieses Mal begeisterte Peter Finger am Dienstag, dem 29. April, ab 20 Uhr die Zuhörer mit seiner Stahlsaitengitarre. Don Ross, Werner Lämmerhirt, Vicki Genfan – alle spielen sie in der ersten Kirche West-Berlins, die für Konzerte auf hohem Niveau genutzt wurde. „1981/82 wurde sie umgebaut. Früher gab es feste Bänke, sodass außer Gottesdiensten hier nichts lief“, erzählte der Pfarrer Lutz Poetter. Anfang der 80er kam die Idee auf, die Kirche multifunktional zu nutzen: mit Café, Musikgruppen, verstellbaren Sitzen, Toiletten, Fußbodenheizung und dem Clou – der Abtrennung der Winterkirche. Genau dieser Teil wird für Konzerte im Rahmen von rund 60 Gästen bestuhlt. Im Hintergrund befindet sich eine kleine Theke und auf der gegenüberliegenden Seite eine professionell ausgestattete Bühne. Erhardt Rothe, einer der ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder der Kulturgruppe, betonte: „Schwerpunkte unserer Veranstaltungsreihe sind Gitarre, Singer-Songwriter und Blues.“ |
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Peter Finger betrat an dem Abend die Bühne, stöpselte das Verstärkerkabel in seine selbstgebaute Westerngitarre ein und begrüßte mit den Worten „Guten Tag“ sein Publikum, dann legte er sofort mit dem linken Fuß den Rhythmus mittretend los. „Tja, was war das eben? Ein Stück, das noch keinen Titel hat“, kommentierte er seine erste Nummer. Danach wurde es etwas sentimentaler. Das zweite Stück – mit dem Titel „Unvergesslich“ – war seinem tödlich verunglückten Gitarrenbauerfreund gewidmet. Mit dem Kapodaster im vierten Bund begann er sanft den Mann zu ehren, der zwar ein lausiger Gitarrist gewesen sei, aber von dem er viel über den Instrumentenbau gelernt habe. Im
Herbst 1954 wurde Finger als Sohn eines Dirigenten in Weimar geboren. Drei Jahre
später ging die Familie nach Westdeutschland. Dort fand der Vater von Peter
Finger eine Anstellung an einem Provinztheater. Mit fünf Jahren lernte der
kleine Finger Geige. Erst mit 13 Jahren kam er zur Gitarre. Heute ist der
Stahlsaitengitarrist selbst Familienvater. Um seine Familie zu ernähren,
studierte Peter Finger als Notlösung vorerst Violine auf Lehramt. Das Studium
brach er ab, ebenso nach zwei Unterrichtsstunden sein Gitarrenstudium, da seine
Lehrer anders gewollt hätten als er. „Anders“ zog sich durch sein Leben: In
den 80er Jahren gründete er ein Musiklabel, welches von der Künstlerauswahl
dem Mainstream entgegengesetzt war. Seit 15 Jahren ist er auch in Amerika
unterwegs. Der Country-Gitarrist Chet Atkins hatte ihn zu seinem Musikfestival
eingeladen, bei dem ein Musikstil praktiziert wird, der in Bezug auf die
Basslinie lautmalerisch „Boom-Chick“ genannt wird. „Alle Musiker spielten
auf dem Festival ähnlich.“ Peter Finger führte vor, wie der Eine schnell,
der Andere langsam und ein Nächster in einem mittleren Tempo Gitarre spielte:
“Aber alle das Gleiche.“ Da der Labelgründer selbst einen anderen Stil
hatte, wusste er nicht, was er da sollte. Als er damals auf der Bühne saß und
mit seinem Programm beginnen wollte, erblickte er den Veranstalter Atkins in der
ersten Reihe. „Oh Gott, wie machst du das mit deinem Boom-Chick?!“, dachte
sich der deutsche Musiker ins Geheim. Letzten Endes tat er nichts und musizierte
so wie immer: „Das war auch goldrichtig. Ich war dann der Exot aus
Deutschland.“ Gegenüber den Zuhörern in der Petruskirche gab er aber zu:
„Na ja, bei einem dauert es länger. Nach zwei Tagen befand ich mich auf dem
Hotelzimmer und spielte...“ Mit den Worten begann er seine nächste
Komposition vorzuführen und zeigte seinen Konzertbesuchern, dass auch er
Boom-Chick-Songs mit schnellen Läufen und Witz schreiben kann. Ein leichter
seitlicher Schlag mit der rechten Hand auf den Korpus führte zu einer pfiffigen
Rückung (Wikipedia) am Schluss des Stückes.
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Gegen Ende des Konzerts kam der Profigitarrist, der in seinem Herzen immer noch Geiger ist, langsam ins Schwitzen und wischte sich mit der roten Serviette die Schweißperlen von der Stirn. In der ersten Reihe links pfiff ihm ein männlicher Zuhörer bewundernd zu, während das restliche Publikum ihm begeistert applaudierte. Die Zugabe durfte natürlich nicht fehlen. Die Zuhörer konnten sich sogar ein Musikstück wünschen, welches Finger wie gewohnt mit seinen amerikanischen Propik-Fingerpicks auf seiner Stahlsaitengitarre präsentierte. Das Kulturprogramm der Petruskirche besteht aus hervorragenden Künstlern, beispielsweise Peter Finger. Wenige wissen aber nur über dieses Angebot Bescheid, sodass die ehrenamtlich Arbeitenden der Kirche Probleme haben, die Karten immer komplett zu verkaufen. Für Musik- und Gitarrenliebhaber ist die Kirche in Berlin-Lichterfelde ein absoluter Geheimtipp. Der 57-jährige Erhardt Rothe hatte Recht: „Unsere Qualität ist so gut, dass die meisten, die uns nicht kennen, das nicht glauben.“ |
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Bilder/Text: lyd |
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