Betreff: Offener Brief an Ole von Beust und Peter Harry Carstensen
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie auf der Pressekonferenz vom 14.1.2010 bereits angekündigt, versendet das Kunsthaus Tacheles OFFENE BRIEFE nach Hamburg und Kiel.
Die kreative Mitte Berlins darf nicht zerstört werden! Gebäude und Grundstück müssen mittels Erbpacht in die öffentlich-rechtliche Tacheles Stiftung überführt werden.
Wir retten die Mitte Berlins, Kunst muss die Welt verändern!
Mit freundlichen Grüßen das Tacheles Team
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OFFENER BRIEF AN HAMBURGS BÜRGERMEISTER OLE VON BEUST UND SCHLESWIG-HOLSTEINS MINISTERPRÄSIDENT PETER HARRY CARSTENSEN
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ole von Beust, sehr geehrter Ministerpräsident Peter Harry Carstensen,
die HSH Nordbank will die kreative Mitte Berlins zerstören.
Wir, der Tacheles e.V., wenden uns mit der Forderung an Sie, die Räumung des Kunsthauses Tacheles in Berlin Mitte zu verhindern. Das weltbekannte Kunsthaus, Produktions- und Präsentationsort für tausende KünstlerInnen aus aller Welt, soll durch Ihr Geldinstitut geschlossen werden.
Zu den Hintergründen: Wie schon im Schreiben vom 23.7.09 mitgeteilt, steht der Eigentümer (Anno August Jagdfelds Fundus-Gruppe) des gesamten Areals, in dem auch das Kunsthaus Tacheles angesiedelt ist, auf Betreiben der Gläubigerin HSH Nordbank unter Zwangsverwaltung. Es handelt sich um 16 Einzelgrundstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 24 000 m⊃2;, das Tacheles Grundstück hat lediglich eine Fläche von ca. 1250 m⊃2;.
Die diesbezüglichen Aussagen der HSH Nordbank sind falsch, es handelt sich nicht um ein Grundstück, das zur Versteigerung steht, sondern um 16 Teilstücke, die laut Gerichtsbeschluss einzeln versteigert werden.
Die Zwangsverwaltung hat dem Tacheles immer wieder einen Vertrag in Aussicht gestellt, diese Zusagen aber nicht eingehalten, gleichzeitig wurde auf Räumung geklagt. Nunmehr versucht der Zwangsverwalter das Kunsthaus räumen zu lassen. Die Schließung des Tacheles mit seinen 400 000 BesucherInnen jährlich käme der Zerstörung der kreativen Mitte Berlins gleich.
Volks- und betriebswirtschaftlich ist das Ende des Tacheles nicht nachvollziehbar. Eine hoch subventionierte Landesbank zerstört einen, seit vielen Jahren nicht mit Steuermitteln geförderten, gemeinnützigen Verein, zugunsten eines nicht bekannten bzw. laut Aussage Ihrer Bank, noch gar nicht existenten privaten Investors. Dieser "Noch-Nichtinvestor" (?) will laut HSH Nordbank eine Großbebauung realisieren, in der Tacheles angeblich keinen Platz findet.
Zum Ersten ist es doch erstaunlich, dass ein Investor (den es laut HSH Aussagen noch gar nicht gibt) nach wie vor Pläne zu einer 400 - 600 Millionen Euro teuren Luxusbebauung verfolgt. Zum Zweiten ist ein derartiges Unterfangen auf Jahre hinaus wirtschaftlich unmöglich.
Die 24 000 m2; in der Mitte Berlins blieben also auch in Zukunft eine Brache, das Tacheles als Besuchermagnet wäre geschlossen und die kreative Mitte Berlins nachhaltig zerstört. Die HSH Nordbank hätte aber einen faulen Kredit aus den Büchern, der erfolglose Eigentümer Jagdfeld wäre seine Schulden los, und der Steuerzahler würde diesen "Deal" auch noch über die Verlustabschreibungen der Bank bezahlen.
Bei allem gebührenden Respekt, Herr Bürgermeister, dies ist wirtschaftlicher Wahnsinn, es ist daher Ihre Pflicht, diesen Schildbürgerstreich zu stoppen.
Unsere Forderungen lauten: Die Räumung sofort stoppen, eine Erbpachtlösung zu den ca. 1250 m⊃2; großen Grundstück des Kunsthauses Tacheles ermöglichen, und Ihre Bank anzuweisen, die kreative Mitte Berlins zu erhalten.
Wir ersuchen Sie um einen zeitnahen Termin, bei dem wir gemeinsam Lösungswege suchen und finden. Außerdem möchten wir Ihnen die über 70. 000 Unterschriften von Unterstützern des Kunsthauses Tacheles überreichen.
Mit freundlichen Grüßen
Henning Gruner und Martin Reiter (für das Tacheles Team)
____ Pressekontakt: Linda Cerna presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kunsthaus Tacheles Oranienburger Str. 54-56a D-10117 Berlin
Tel. +49 (0)30 28 26 185 Fax +49 (0)30 282 31 30
www.tacheles.de office@tacheles.de
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Tacheles Oranienburgerstraße (Bild: Stefan Jalowy)
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