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Der Staatsbesuch seiner Gutartigkeit, von Guenter Stanienda

9. Juni 2014

Der Staatsbesuch seiner Gutartigkeit

Eine Berlin-Burleske von Günter Stanienda
1.Teil

Der afrikanische Potentat und Deutschenfreund Großgoethe II. überwältigt („euratiert“) mit seinem Gefolge bei einem Staatsbesuch in Berlin die deutschen Gastgeber und sorgt für einen totalen Bevölkerungsaustausch Afrika-Berlin und für völlig neue Sitten!

Personen

Seine Gutartigkeit Großgoethe II (Afrikaner, Goethe-Dialekt)
Der Meisterlichregierende (Berlin, feminines Wesen)
Vulpi, Gemahlin Großgoethes (Afrikanerin, Weimarer Dialekt)
Ersatzgemahlin für den Meisterlichregierenden: Berlinea
Protokoller (halb schwarzer, halb weißer)
Outfitter/Stylist, Coiffeur, Sicherheitsbeamter
Schwarzer Missionar für die Weißen: Dominee Stam
Berliner Göre
Gerry/Europapa, ergraut
Afrikanischer Häuptling
Sehr deutscher Junge
Zeitgenossen Bürger I. und Bürger II.
Sehr kleine Damen des Gefolges von Großgoethe, afrikanisch
Skatspielerinnen, Zeitgenossen (weiße Dickbäucher)
ein Hund

Orte der Handlung
Flugzeug in der Luft
Berlin, später Neu-Afrika
Afrika, später „Neu-Berlin“

Urwaldtiere (Attrappen)

Prolog

Gerry/Europapa: (An der Bühnenrampe sitzend, zerschlissenes Hemd, mit Palmzweig sich Luft zu fächelnd. Feuerstelle mit Kochtopf, Plakatwand mit Bambus und Politiker/innen- Konterfeis aller Art)

„OH, Gott, was war ich für ein Narr, dass ich diesen (vorwurfsvoll auf die Plakate blickend) Plakat- und Pokerpolitikern mit ihrem Medienmoloch geglaubt habe, um am Ende meines Lebens in eine Sukka (Laubhütte) zu fristen. Aber ich … Duckmäuserdemokrat war ja zufrieden – und dies war mein Unglück!
Ihr – wir haben dauernd die Vergangenheit verklagt und die Gegenwart laufen lassen.“
(Extrem Dickbäuchige laufen joggend an der Rampe vorbei)
„Es mußte so kommen, daß diese Welt sich immer schneller drehte (Jogger beschleunigen) bis wir alle von diesem rasenden Globus runterrutschen! Nun haben wir den Salat (rupft ein Blatt und kaut)
Aber (seufzend) jammere nicht: tu´(fegt mit Palmwedel den Boden) Deine Pflicht!“ (Drachenkopf blickt durch das Dickicht, Gerry duckt sich)

„Denn das größte Verbrechen ist das Widersprechen. Auch wenn ich vieles entbehre: (Stolz) Hier hat wenigstens das Elend seine Ehre! Seht nun (auf die Bühen zeigend) wie es kam,- und immer überraschend kommt, der Komet des Kommenden. (Drachen drohen mit langem, feurigem Schweif, Knall, Rauch, Gerry und Drache ab)

1. Bild
Flugplatz BER. Sicherheitsbeamter, Protokoller, Zaungäste

Sicherheitsbeamter (herbeieilend. Sieht zum Himmel): „Hier spukt´s!“
(Protokoller schwebt vom Himmel. Sicherheitsbeamter flieht. Protokoller wendet sich den Zaungästen zu)
„Ihr reist doch so gerne in die Ferne…“

Zeitgenosse aus dem Publikum: „Ja, was wir nicht kennen, mögen wir gerne.“

(Flugzeuggeräusche)
……….. …….

2. Bild

(Innenansicht Flugzeug. Staatsbesuch aus Afrika bereitet sich auf die Landung vor. Gemahlin von Großgoethe II. im Rokoko-Kleid wird von schwarzen Stylisten zurecht geputzt. Damen des Harems/Spitzel, befächeln den ruhenden Großgoethe. (Zwei) Stewardessen in kurzen Höschen. Dame aus dem Publikum, schwarzer Missionar Stam, Hund Coiffeur. )

(Großgoehtes Gemahlin will natürlich die Schönste sein, dies aufgezäumter Ziertante aus dem feinen Berlin.

„Maestro, toupieren sie höher, nicht , dass die größer ist, als ich. Ersatzperücke bereithalten.“ (Stylist verneigt sich)

Stylist: „Gnädigste, vollendungswürdigeste Vulpi, machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Die Berliner müssen sich eine First Lady erst borgen! Er ist ganz ohne!“ (Auf die Stewardessen weisend)

„Die sind nicht ganz Ohne!“

Großgoethe: „Ein Versuch! Wir probieren, ob sich der Pilot von den Mädels auch nicht ablenken läßt. Wir fliegen ja nicht mit der Lust-Hasa!“

Wolke über der Bühne

Auf der Erde

Protokoller ins Publikum: „ Die große Chance für die Damen! Der Meisterlichregierende sucht eine kurzfristige First Lady! Mitteljung, halbhübsch, sehr groß! Wer will, wer hat noch nicht? Banketts! Und Spesen!… Wie es immer schon gewesen.

Und ein Chauffeur á la bonneur!“

Eine recht ungeschickt wirkende Zuschauerin mit Riesenfrisur meldet sich.

Der Protokoller: „Fantastisch, Wunderbar! Solch Mut ist wirklich rar! Keine Angst (Er winkt die Mutigen heran) vom Meisterlichregierenden! Er gehört zu den in gewissen Fragen „Negierenden“!“

(Der Protokoller bittet sie in die VIP-Lounge/Bühne dahinter. Stylisten langen zu, entkleiden die designierten First Ladys, hängt ihnen weiße Frisierkittel um)

„Ja, so wird eine Staatskarosse aufpoliert! Weil einen Staat die Frau nur ziert!“ (Klatscht sich selbst Beifall und redet zur Seite)

„Mit dem Geschlecht der schwachen läßt sich heute Staat nun machen!

(Die auserwählte Zuschauerin wird weiter zurecht geputzt)

Im Flugzeug

Großgoethe Frau (schnattert mit ihrem Stylisten): „Nicht jeder Puderlidschatten ist ein guter Puder-Politikschatten… . Dichte, seidige Wimpernpaare das ist derzeit das Ideal optischer Selbstdarstellung. Wichtig ist, dass gerade Lippenstifte nicht Kadmium, Quecksilber oder Blei, Arsen enthalten von ab fünf ppm. Das Dekolleté kann durchaus wieder höher angesetzt werden, weil die Männer vom sehen übersättigt sind.

(sieht aus dem Fenster auf den BER)

„Oh, ich bekomme eine Migräne.“

Großgoethe erhebt sich: „Da müssen wir hin?

(Er sieht ebenfalls aus dem Fenster) „Keine Bauern, alles nur Mauern! Freier Blick, aber das Menschengefühl kaserniert? Entmauerung! Das wär mein erstes Gebot, und Verlandung, hinaus auf die Äcker, mein zweites Gebot.“

Stam: „Und wie Eure Gutartigkeit immer schon sagte: Selbst säen und ernten, mähen und buttern“.

Großgoethe: „Ja, Pfaffe, und vor allem Ideen pflanzen!“

Stam: „Hätte eine: Keine Bomben mehr abwerfen, sondern Hilfspakete. Bundescare, statt Bundeswehr. Und Bundes-Lehr. Für die zehntausende Deutsche Analphabeten.“

Großgoethe: „Und die alten Kirchen entluthern. Die Kirche muss eine Markthalle sein, früh um fünf geht es los und spätabends ist es offen.“

Stam: „Mit Ständen, wo sorgen verarztet werden.“

Großgoethe: „Nicht unken, wir landen“

Wolke

Pilotendurchsagen

Vip-Lounge auf dem Flugplatz. Coiffeur mit Gemahlin des Meisterlichregierenden vor dem Spiegel,

der Meisterliche hält sich die Ohren zu: „Gut gedoubelt. Frauen sind die einzigen Waffen, die niemals schweigen. (Macht einen Handkuss) „Fürst-Lady!“

Gemahlin (scharf): „Und? Wie finden Sie mich, Herr Geh-mal?“

Der Meisterlichregierende: „Schon Lykurgus sagte, da Haar macht schöne Leute schöner und hässliche fürchterlicher.“

Coiffeur bittet den Meisterlichregierunden auf den Frisierstuhl, hängt ihm einen weißen Kittel um): „Das Haar vorn in Nationalfarben? …Rot-rot?“

Meisterl.: „Keine Dauer-Farbe!

Plötzliche Aufgeregtheit, Protokoller eilt heran: Flugzeug längst gelandet. Auf der anderen Rollbahn!“

Der Meisterl. : „Das ist nicht gut so! Los! Hin!“

Protokoller: „Die Dienstfahrer streiken.“

Meisterl. : „Aber die haben uns doch eben noch gefahren.“

Protokoller: „Die haben Polonium-Bammel. Ansteckungsangst! Angeblich sind die Jets verseucht.“

Der Meisterlichreg.. „Unsinn! Seine Gutartigkeit Großgoethe II. kommen doch nicht mit einem Russe-Flugzeug. Und nun? Die sind schon da und wir nicht. Sollen wir also laufen? Vielleicht noch selbst den roten Teppich andersrum rollen.

Protokoller: „Einen Kilometer – rot-roter Teppich.“

Der Meisterl: „Nebbich.“

Man setzt sich in Bewegung.

Großgoethe wird auf einer Sänfte aus dem Flugzeug getragen, Hund Ittah auf dem Schoß. Harem in Reifröcken folgt den Sänftenträger.

Großgoethes Gemahlin: „Oh, da hinten kommt was. Ein Empfangskommitee?“

Protokoller: „Die Putzkolonne.“