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Schlechtere Jobchancen als Einwanderer

Eine neue alarmierende OECD-Studie: „Die Integration der zweiten Generation gelingt vielen anderen Industriestaaten deutlich besser“. Aber „Migranten auf dem Arbeitsmarkt“: Selbst Hochqualifizierte Einwandererkinder haben in Deutschland viel schlechtere Jobchancen als Einheimische“

Der Interkulturelle Frauenbund Berlin e. V. (IFB) begrüßt die OECD - Studie ausdrücklich, weil man in den Studienergebnissen auch etwas Positives sieht, man jetzt das Problem kennt und man nun gegensteuern kann.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verglich und analysierte die Integration von Einwandererkindern in 16 OECD-Ländern, darunter Deutschland, Schweiz, Belgien, Luxemburg, Österreich, Niederlande, Frankreich, Großbritannien, Amerika, Norwegen und Kanada, im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration von Migrantenkindern.


Ihr Fazit:
- Die Arbeitslosenquote von Zuwanderern und ihren Kindern liegt - unabhängig von ihrer Bildung - höher als die der Deutschen.

- Bei Akademikern sei die Arbeitslosenquote mit 12,5 Prozent sogar fast drei Mal höher.

- Besonders stark ausgeprägt ist der Unterschied ausgerechnet bei Hochqualifizierten.

- Akademiker mit Migrationshintergrund haben bei gleicher Qualifikation weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt als einheimische Akademiker. 81 Prozent der hochqualifizierten Männer mit Migrationshintergrund zwischen 20-29 Jahren haben einen Arbeitsplatz, wohingegen Deutsche 90 Prozent innehaben, obwohl sie ihre Altersgenossen sind. Dies hänge möglicherweise mit dem Vorurteil zusammen, Migranten verfügten nur über eine geringe Qualifizierung, und dass in Deutschland und Österreich auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrscht.

- Bildungserfolge von Migranten und deren Nachkommen werden entsprechend noch nicht ausreichend honoriert.

- Bei Geringverdienern fällt der Unterschied zwischen Migranten und Einheimischen geringer aus. Die Zahl der Arbeitslosen mit 44% liegt hier allerdings deutlich höher als bei den Akademikern.

- Die Untersuchung zeigte mit Blick auf die Ausbildung von Einwanderern ein ähnliches Bild wie die Pisa-Schulstudien: Unter den 20- bis 29-Jährigen aus Einwandererfamilien ist der Anteil der Geringqualifizierten ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung doppelt so hoch wie in der gleichen Altersgruppe von Deutschen.

- Keine merkliche Verbesserung der Bildungssituation der Migrantenkinder wurde beobachtet. Unter den 20 bis 29- jährigen mit Migrationshintergrund ist der Anteil der Niedrigqualifizierten ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung doppelt so hoch wie bei den einheimischen Altersgenossen.

- Die Anzahl der Beschäftigten mit Migrationshintergrund ist immer noch in der öffentlichen Verwaltung sehr gering. Die meisten der Einwandererkinder sind im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe tätig.

Auch in Belgien und Österreich wurden ähnliche Ergebnisse wie in Deutschland bescheinigt. Hochqualifizierte Migrantenkinder haben nämlich auch in diesen Ländern schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als einheimische Kinder. Aber in der Schweiz sieht es anders aus: Dort ist die Anzahl der Beschäftigten in beiden Gruppen mit gleicher Qualifikation gleich. Laut der Studie gibt es in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien im beruflichen Bereich kaum Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen.

Einer Studie des Krefelder Instituts „futureorg” zufolge haben rund 35 Prozent der türkischen Akademiker die Absicht, in die Türkei aus- bzw. zurückzuwandern. In Baden-Württemberg sind es sogar 50 Prozent der gut ausgebildeten Hochschulabsolventen, die das Land verlassen wollen, weil sie sich in Deutschland diskriminiert und ausgegrenzt fühlen. Zum Teil müssten Kinder von Zuwanderern bei gleicher Qualifikation drei- bis viermal so viele Bewerbungen schreiben, bis sie ein Bewerbungsgespräch erhalten. Auf der anderen Seite sind sie von anderen Ländern wegen ihrer Ausbildung und ihrer Zweisprachigkeit umworben.

Integration gelingt nicht trotz höchstem Bildungsabschluss und bester Sprachkenntnisse, solange Minderheiten in Deutschland diskriminiert werden und sich dadurch nicht wirklich willkommen und heimisch fühlen können.

Das Ergebnis ist klar: Investitionen in eine qualifizierte Bildung und Ausbildung sichern auch nicht nachhaltig die Aufstiegschancen von Migranten in Deutschland.

Diese Ergebnisse ähneln denen der Studien-Ergebnisse der OECD. Deshalb wundert es uns, dass man bis jetzt keine konkreten Maßnahmen ergriffen hat. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Menschen aufgrund ihres Migrationshintergrundes benachteiligt, ausgegrenzt oder chancenungleich behandelt werden.

Deutschland, aber auch Frankreich, Belgien, Österreich müssten sich wie die anderen europäischen Länder endlich mit den Themen Ausgrenzung, Diskriminierung und Chancenungleichheit der Menschen mit Migrationshintergrund auseinander setzen. Wir möchten besonders indirekte Diskriminierung in der Gesellschaft unterstreichen und sagen: Die internationale Bildungsstudie PISA hat belegt, dass „das deutsche Bildungssystem Schüler mit Migrationshintergrund erschreckend stark benachteiligt“. Doch nicht nur die Migranten seien Opfer der Diskriminierung.

Wir glauben jedoch, dass Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung nicht allein mit rechtlichen Instrumentarien zu bekämpfen ist. Vielmehr muss man die Einstellung in den Köpfen der Menschen ändern. Sowohl die Regierung, das Parlament, die Justiz, die Regierungsbeauftragten als auch die Arbeitgeber und Gewerkschaften sind aufgefordert, gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung besonders bei den Menschen mit Migrationshintergrund Initiative zu ergreifen. Man darf jedoch die Verantwortung der Gesellschaft und Medien gegenüber Migranten nicht unterschätzen. Effektiv kann man gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung nur dann vorgehen, wenn die Denkweise der Menschen sich verändert. Gesetze allein würden hier nicht viel helfen.

Das Europäische Parlament gewährleistet mit seinen Gesetzesentwürfen betreffend der Diskriminierungen bezüglich Herkunft, dass Delikte dieser Art nicht unbestraft bleiben würden.

Um dieser Benachteiligung auf dem deutschen Arbeitsmarkt besser entgegenwirken zu können, halten wir eine gemeinsame Medien-Kampagne mit positiven „Migranten-Gesichtern“, Stiftungen, Politikern aber auch Vertretern von Organisationen, der Regierung und dem deutschen Staat für erforderlich.

Ein wichtiger Faktor für individuellen sozialen Aufstieg von Migranten ist ihr wirtschaftlicher Erfolg. Deshalb müsste es dem Land, sozial- und wirtschaftspolitisch gesehen, daran gelegen sein, Begabungen und Fähigkeiten von Menschen aus Zuwandererfamilien zu nutzen. Dies dient einer Gesellschaft, die Vielfalt als Leistung anerkennt und Selbstverantwortung fordert und fördert, damit sich Migranten endlich heimisch fühlen und ein Deutschland-Zugehörigkeitsgefühl entwickeln können.


Mit freundlichen Grüssen

Dr. Susam Dündar – Isik
Interkultureller Frauenbund Berlin e.V (IFB)
Vorstand & Pressesprecherin
Handy: 0173/631 60 77
____________________________

Dr. Susam Dündar - Isik
Politik- und Agrarwissenschaftlerin
Vorstand & Pressesprecherin, Interkulturelle Frauenbund e.V (IFB)
Vorstand Türkiyemspor Berlin 1978 e.V.
Mitglied des Aufsichtsrates Von Türkischen Gemeinde Berlin (TGB)

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M: + 49 173 631 60 77
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www.susam.biz

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