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Moabiter Kulturtage/ Inselglück


Redselige KulturSteine


Berlin, Lokales-Moabit, 2. August 2008. Schlechte Nachrichten für die Moabiter Kultur. Das Aus für die Moabiter Kulturtage Inselglück steht seit Juli 2008 fest. Da tagte der Quartiersrat (QR) im Quartiersmanagementgebiet Moabit West. Christian Hamm, Mitorganisator der Moabiter Kulturtage/ Inselglück vom Kunstverein-Tiergarten, war enttäuscht über die Enscheidung der Bürgerjury, die diese Kunst- und Kulturaktionen für nicht weiter förderwürdig hielt. Hamm bedankte sich bei den engagierten Moabitern, "ohne die die Kulturtage nicht das sind, was Sie sind - ein kleiner Leuchtturm auf unserer Insel" , kritisierte aber übermütig die Bürgerjury des Quartiersmanagement Beusselstraße in einem offenen Brief.

Der Inhalt dieses Briefes ist dem Demokratie-Spiegel nicht bekannt, bekannt ist die entrüstete Reaktion der Bürgerjury aus dem Quartiersrat. Pressesprecher Norbert Onken schreibt in einer Mail vom 24. Juli: "Abgesehen von der Perfidie einer solchen Veröffentlichung, von der Rücksichtslosigkeit, alle Jury - Mitglieder zu denunzieren einer Entscheidung wegen, die Einzelne ja anders getroffen haben, wird (...) sich gar nicht vergewissert, ob man mit seinen Gemeinheiten auch die trifft, die man meint."

Onken lobte das Projekt Inselglück, es zeige Moabit "von seiner kreativen, vielseitigen, lebendigen vor allem positiven Seite", er kritisiert die starken Worte des Vorstandsmitglieds der Galerie Nord. Der Quartiersratsprecher nahm die Metapher "Dummer Stein" in seiner Kritik auf, das Bild hing im März 2008 in der Galerie Nord und sorgte für einen landesweiten Denkstreit. (» DS-Artikel: Polizei garantiert Kunstfreiheit)

Der QR-Pressesprecher weiter: "(...) es wird in Kauf genommen, daß dumme Steine auch Leute treffen, die mit der Angelegenheit gar nichts zu tun haben". Christian Hamm vom Kunstverein-Tiergarten entschuldigte sich am 31. Juli beim Quartiersrat. In seiner E-Mail heißt es: "Die Mitglieder des Quartiersrates und die MitarbeiterInnen des Quartiersmanagements waren bestürzt über die Kritik des Kunstvereins und sprechen davon, dass wir sie an den "Pranger" gestellt hätten. Das war weder beabsichtig noch intendiert und es tut uns selbstverständlich leid, dass dies so aufgenommen wurde, aber wir haben lediglich Informationen weitergeleitet, die auf der Internetseite des QM veröffentlicht sind." (mmb)

Moabiter Kulturtage/ Inselglück: Entschuldigung

31. Juli 2008. Berlin-Moabit

Liebe Kulturschaffende in Moabit,

vielen Dank, dass Sie so zahlreich Stellung bezogen haben an der Kritik des Kunstvereins, die Moabiter Kulturtage Inselglück nicht mehr weiter zu fördern. Die Mitglieder des Quartiersrates und die MitarbeiterInnen des Quartiersmanagements waren bestürzt über die Kritik des Kunstvereins und sprechen davon, dass wir sie an den "Pranger" gestellt hätten. Das war weder beabsichtig noch intendiert und es tut uns selbstverständlich leid, dass dies so aufgenommen wurde, aber wir haben lediglich Informationen weitergeleitet, die auf der Internetseite des QM veröffentlicht sind.

Mein Aufruf an Sie, liebe Kulturschaffende in Moabit, sich an der Diskussion zu beteiligen, welchen Stellenwert Kunst und Kultur in der QM-Arbeit haben sollten, wurde allerdings noch weitaus kritischer aufgenommen. Ein öffentlicher Diskurs darüber ist nicht erwünscht, obwohl es doch ein Hauptanliegen der QM-Gebiete in Berlin sein sollte, Bürger zum Mitmachen zu motivieren. Sich für ihren Stadtteil einzusetzen und schwierige Situationen gemeinsam zu meistern.

Obwohl die Ergebnisse der Quartiersratsitzung bereits vom QM-Büro veröffentlicht wurden, heißt es nun, dass die endgültige Entscheidung erst am 5. September fallen solle. So wollen wir hoffen, dass sich die Mitglieder des Quartiersrates noch eines besseren Besinnen können und das Projekt mit der stärksten Bürgerbeteiligung in Moabit nicht so einfach kippen.

Bei der Aufregung über die Weiterführung der Moabiter Kulturtage Inselglück ging das 2. sehr erfolgreiche Projekt des Kunstvereins vollkommen unter. Es heißt "Moabit Multiplikator" und ist das Nachfolgeprojekt der "Kunstvermittlung", die ebenfalls über das Quartiersmanagement in den letzten drei Jahren gefördert wurde. Es taucht auf der umstrittenen Ranking-Liste gar nicht erst auf und eine Weiterführung scheint hierfür zumindest vollkommen aussichtslos?

Auf Anraten von Frau Thöne, Leiterin des QM-Büros, wurde der Titel für dieses Projekt geändert, um eine Weiterführung sicherzustellen. Außerdem wurden einige Modifizierungen am Konzept vorgenommen, die nun verstärkt Moabiter Potentiale in der Vordergrund stellen sollten. Über die Moabiter Kulturtage verfügt der Kunstverein über beste Kontakte zu in Moabit lebenden KünstlerInnen und Kulturschaffenden, wie SchriftstellerInnen, FilmemacherInnen usw. Der Kunstverein Tiergarten möchte eine Plattform bieten für KünstlerInnen und Kulturschaffende, die in Moabit leben und arbeiten und weit über die Grenzen von Moabit und Berlin bekannt sind. Oft sind es gerade die MoabiterInnen selbst, die keine Vorstellung davon haben, mit wem sie zusammenleben. Bei dem überproportional hohen Anteil an sozialen Projekten im Quartiersgebiet kann es nur gut sein, wenn sich ein Projekt auch mal mit den positiven Seiten des Quartiers beschäftigt und damit eine Vorbildfunktion auch für sozial schwächere BürgerInnen übernimmt. Viele Verantwortliche des Qm-Gebietes sprechen jugendlichen und bildungsschwächeren Bürgerinnen in Moabit ab, dass Kunst und Kultur für sie eine Bedeutung haben könnten. Dies ist jedoch ein gewaltiger Irrtum, denn gerade Kunst und Kultur sind in der Lage soziale Unterschiede zu überbrücken und Wege zu neuen Welten zu eröffnen, wie es übrigens weltweit viele vergleichbare Projekte vormachen.

2007 wurde eine Evaluation von 20 Projekten des Quartiesgebietes Moabit West durchgeführt, wobei die "Kunstvermittlung" des Kunstverein Tiergarten beim Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung in Moabit West auf dem 2. Platz lag. In der Schlußbewertung hieß es dann, die "Kunstvermittlung" verfüge über keinen "niedrigschwelligen" Zugang und eine Weiterförderung wäre deshalb zu überdenken. Warum ist es dann aber das 2. bekannteste Projekt? Hier sollte man vielleicht eher nochmals die Bewertung überdenken? Die Moabiter Kulturtage wurden übrigens gar nicht erst evaluiert, wahrscheinlich weil den AuftrageberInnen der Evaluation klar war, dass alle anderen Projekte sehr schlecht dagegen ausgesehen hätten?

Die Arbeit des Kunstvereins wird von Verantwortlichen im QM-Gebiet als "elitär" bezeichnet und entspricht wohl nicht dem "sozialen" Konsens vieler Beteiligter: Moabit soll ein soziales Problemfeld bleiben, ein sebstbewußtes, engagiertes und erfolgreiches Moabit ist nicht gewünscht?

Liebe TeilnehmerInnen der Moabiter Kulturtage, ich wünsche Ihnen einen weiterhin schönen Sommer und hören Sie nicht auf, sich an dieser wichtigen Diskussion zu beteiligen.

Weitere Informationen:

» www.moabitwest.de und » www.kunstverein-tiergarten.de

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