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Deutschland: Einfalts- oder Einfallspinsel?


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n Lydia Repke

Deutschland: Einfalts- oder Einfallspinsel?

– Kampagne „Vielfalt als Chance“ –

BERLIN. Insgesamt 14 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wurden am Dienstag, dem 8. April, im Bundeskanzleramt prämiert. Grund dafür war der Wettbewerb „Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung“, der als Teil der Kampagne „Vielfalt als Chance“ im Sommer 2007 ausgerufen wurde. Schirmherrin ist Maria Böhmer, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

„Für mich sind sie alle Gewinner. Bei Ihnen ist es kein Ob des Diversity Managements, sondern nur ein Wie“, eröffnete Dunja Hayali die Preisverleihung. Die Teilnehmer sollten im Wettbewerb zeigen, wie sie das Potenzial von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien förderten. Die junge ZDF-Moderatorin mit der kecken dunklen Kurzhaarfrisur führte fort: „Die Idee kam aus der Ecke der Politik und wurde zur tollen Kampagne. Sie ist nicht auf der Strecke geblieben wie die sonst üblichen Diskussionen und Debatten.“

Die 71 Einsendungen wurden in vier Kategorien eingeteilt: Großunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Kleinstunternehmen sowie öffentliche Verwaltung. Zuerst erfolgte das Auswerten der schriftlichen Unterlagen, dann wurden die fünf besten Unternehmen jeder Kategorie vor Ort besucht und anschließend hat eine 13-köpfige Expertenjury die Gewinner festgelegt. Die Sieger erhielten 15.000 €, die Zweitplatzierten 10.000 € und die Drittplatzierten 5.000 €. Außerdem konnte ein Sonderpreis von 2.500 € für spezielle Integrationsmaßnahmen vergeben werden. Die Großunternehmen erhielten statt der Geldpreise eine Reise für ein paar Auszubildende nach Berlin.

Die Integrationsbeauftragte Böhmer stellte die Testamonials, die vier Gesichter der Kampagne, vor. Zwei von ihnen waren Frauen: eine palästinensische Orthopädin aus Saarbrücken, Halima Alaiyan, und eine türkischstämmige Kommissarin namens Dilek Bölükgiray. Den Namen der Berliner Polizistin habe die in rot gekleidete Staatsministerin Böhmer extra für diesen Anlass geübt. So ganz klappen wollte die Aussprache trotzdem nicht. Die beiden anderen Werbegesichter hießen Recep Keskin, ein türkischer Professor mit einem Betonfertigteile-Unternehmen im Ruhrgebiet, und Adriano Nhantumbo, ein mosambikanischer Bäckergeselle von der ostfriesischen Insel Langeoog.

„Menschen mit Zuwanderungshintergrund bringen eine Fülle von Fähigkeiten und Erfahrungen mit, von denen unsere Gesellschaft und Wirtschaft profitieren können“, so Böhmer. Deutschland muss aufgrund seiner demographischen Entwicklung und seiner vergleichsweise schnell schrumpfenden Erwerbsbevölkerung, das Problem fehlender Arbeitskräfte in den Griff bekommen. Der Mikrozensus 2005 hat ergeben, dass 19 % der in Deutschland Lebenden entweder einen Migrationshintergrund besitzen oder Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind. Allein die zweieinhalb Millionen Menschen mit türkischem Hintergrund besäßen eine Kaufkraft vergleichbar mit der des Saarlandes. Schon aus ökonomischer Sicht müsse der Teil der Konsumenten mit nichtdeutscher Herkunft gewonnen werden, um die Wirtschaftskraft der Bundesrepublik zu stärken. Dazu könne die Vielfalt der Menschen genutzt werden, die hier lebten. Das war Anlass genug, um im „Europäischen Jahr der Chancengleichheit 2007“ die Vielfalt-Kampagne zu starten, welche Ende 2008 vorüber sein wird. Zu ihr gehören neben dem Ausbildungswettbewerb mehrere Workshops, zwei Kongresse und der Wettbewerb „Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz“, der am Tag des 4. Aprils ausgerufen wurde. Finanziert wird das Ganze aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Die Preise des ersten Wettbewerbs hingegen wurden von Daimler, der Deutschen Bank, der Deutschen Telekom und der Integrationsbeauftragten selbst gestiftet. Der Pokal bestand aus sechs durchsichtigen hintereinander gereihten Platten mit je einer Hand in den Farben rosa, grün, lila, gelb, blau und orange darauf. Während die bunten Farben die Vielfalt der Beschäftigenten symbolisierten, ging es bei den Händen um das Miteinander verschiedener Kulturen – im wortwörtlichen Sinne um das gemeinsame Anpacken.

Vor den Preisvergaben der einzelnen Kategorien ermöglichte eine kurze mediale Präsentation einen Einblick in die Unternehmen. „So, fünf Euro ins Schwein. Da klingelt ein Handy“, frischte die irakisch-stämmige Journalistin Hayali die Stimmung auf. Mit ihrer spritzigen Moderation sorgte sie für einige Lacher an dem Nachmittag. Auch Maria Böhmer zeigte sich begeistert: „Die hat klasse moderiert.“ Damit auch alle das Kanzleramt in guter Erinnerung behielten, lud die Integrationsbeauftragte im Anschluss alle Anwesenden zum Imbiss ins Foyer ein. Am Ende lag Dunjan Hayali aber noch eins am Herzen: „Es geht nicht darum Menschen mit Migrationshintergrund zu bevorzugen, sondern ihnen Chancengleichheit zu geben.“

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