Textversion
Neue Artikel (gemischt)BuergerzeitungDirekte DemokratieEuropaDeutschlandKunst / KulturPresseMedienModulRedaktionArchiv

Europa:

Aus aller Welt

Allgemein:

Neue Artikel (gemischt)

Kontakt / Redaktion

Skellettsicht

FAQ

Umfragen

Politik in Bildern

Impressum

Niederlage der naiven Euroenthusiasten

Andere Stimme. RZECZPOSPOLITA/Warschau/poln./Internet, ED: Mi, 29.04.2009

Von Piotr Gabryel

Die Europäische Union sollte sich in Union der Europäischen Staaten umbenennen - dies ergibt sich in etwa aus den Ergebnissen einer von RZECZPOSPOLITA in Auftrag gegebenen und von GfK Polonia durchgeführten Umfrage.

77 Prozent der Polen sind mit der Tatsache zufrieden, dass unser Land Mitglied der Europäischen Union geworden ist ... Aus den Antworten auf andere Fragen lässt sich unschwer schließen, dass die Mehrheit von uns die Union weiterhin als ein Bündnis von Staaten, also unabhängigen und souveränen Subjekten sehen möchte.

Im Großen und Ganzen wünschen sich die Polen die Union in etwa so, wie sie im Augenblick ist, obgleich sie natürlich den Gedanken zulassen, dass die EU erweitert werden sollte (67 Prozent), und dass sie eine eigene Armee haben sollte. In der letzteren Frage gehen die Meinungen allerdings stark auseinander: 47 Prozent sind dafür, 38 Prozent dagegen.

Was das künftige Modell der Europäischen Union betrifft, so überwiegen bei uns deutlich die Be fürworter der Union als eines Bundes unabhängiger Staaten mit jeweils eigenen Behörden und eigenem Recht (29 Prozent) oder gar einer Union als eines Bundes der Länder, die lediglich ein gemeinsamer Wirtschaftsraum verbindet (26 Prozent). Nur 13 Prozent der Polen wünschen die EU als eine Union unabhängiger Länder, die einen Teil ihrer Befugnisse an die EU-Institutionen abgetreten haben würden; 17 Prozent wollen die Union als einen gemeinsamen Staat mit gemeinsamen Behörden und gemeinsamem Recht.

Darüber hinaus lehnen sogar 57 Prozent der Polen einen gemeinsamen EU-Präsidenten ab (entgegengesetzter Meinung sind 30 Prozent der Befragten); gegen eine gemeinsame Regierung wenden sich 49 Prozent (38 Prozent lassen diese Möglichkeit zu).

49 Prozent der Polen wünschen, dass die Europäische Union eine Verfassung hat (entgegengesetzter Meinung sind 37 Prozent). Angesichts der übrigen Umfrageergebnisse lässt sich dies kaum anders erklären als mit dem Wunsch, in dieser "Verfassung" - statt in einem Vertrag zwischen den Staaten - festzuschreiben, dass die Europäische Union eine Union der unabhängigen und souveränen Staaten ist.

Sonderbar, aber man kann damit leben. Zumal die Umfrageergebnisse deutlich belegen, dass trotz breitangelegter Gehirnwäsche-Aktionen in Polen weiterhin der Eurorealismus über den naiven Euroenthusiasmus die Oberhand behält. Naiv ist der Euroenthusiasmus, weil er keinerlei Rechtfertigung findet - nicht in der Politik der alten EU-Staaten und nicht in der der neuen. (Ng)

» Zur Titelseite