Eine Kneipen-Ballade
von Günter Stanienda
Im verräucherten Hinterzimmer
tagen nicht immer
nur politische Spinner.
Da treffen sich Bürger aller Couleur,
und ihr Sachverstand ist á la bonne heure!
Oft sind’s gute Gedanken, die wirklich „zünden“;
und sie müssten in die öffentliche Diskussion einmünden –
aber bei all dem Bundes-Blabla und Talkshow-Terror
leiht kaum jemand dem „Volksmund“ sein Ohr!
Hier
beim Bier
spürt man und hört,
was den Bürger empört,
dass es gärt
und nicht mehr lange währt,
bis sie Volksmutter ausgemerkelt hat:
„Ihr ständiges Hin- und Her - ich habe es satt!“
„ Sie betont nicht die christlichen Werte,
sondern verfolgt immer ‚ne neue Fährte!“
„Es fehlt eine glaubwürdige Symbolfigur,
die immer präsent ist, rund um die Uhr!“
„Ein Klartext-Kanzler ist nötig, und zwar bald!
Das Wahlvolk braucht ideologischen“ Halt!
Einen strategischen Kopf wie Egon Bahr“
„Nein, einen ad-hoc-Kommissar,
wie früber der Hochkommissar,
der Verordnungen erlässt
und keine Zerreden zulässt!“
„Oder einen Geisler-Typ
für die g a n z e Republik?“
„Einen wie Ernst Moritz Arndt,
der vor Gottlosigkeit warnt!“
Die Vorschläge nahmen kein Ende,
es würden ganze Bände,
wenn der Vorsitzende nicht mit der Faust,
die Haare allmählich zerzaust,
auf das Pult geschlagen hätte:
„Ich mache jede Wette,
dass eine neue „Pitei“ (er sprach das so komisch aus)
reelle Chancen hätte im Bundeshaus!
Denn warum wollen Zehntausende unser Land verlassen,
immer wieder, nicht, weil sie Deutschsein hassen,
sondern weil sie sich ungegängelt verwirklichen wollen:
willkommen und nicht abgeschrieben als die ‚Ollen’!“
Es ging beinahe so zu, wie bei einer echten „Pitei“.
Immerhin zwei konkrete Vorschläge machten die Kneipenstreiter:
„Wir brauchen Wahl- und Parteienpflicht!
Und damit Ende mit dem Gemeinwohl-Verzicht!“