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Der monetäre Wert der Natur

Artenreichtum, intakte Ökosysteme und genetische Mannigfaltigkeit: „Produktivkraft Natur“ betrachtet den Reichtum der Natur aus bewusst anderer Perspektive und bemisst seine Bedeutung nach der Kerngröße der Wirtschaft – dem Geld. Durch die nüchterne Brille des Kosten-Nutzen-Kalküls betrachtet, erweist sich der Schutz der Natur als zwingend ökonomisch.

Von Monika Thees

Das Buch sei klein, aber fein und lohne jede Art der Aufmerksamkeit. Manfred Bissinger ließ keinen Zweifel. Die Natur ist ein knallharter Wachstumsfaktor, sagte der Geschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, anlässlich der Buchpräsentation am 21. September im Eugen-Gutmann-Haus der Dresdner Bank in Berlin. Investitionen in den Naturschutz seien kein Luxus, sie sind vielmehr Voraussetzung nachhaltigen Wachstums und erbringen Rendite – nicht nur ideell, sondern ganz real in Euro, Dollar und Yen.

In zehn Themenkreisen erläutern die Autoren Beate Jessel, Olaf Tschimpke und Manfred Walser in ihrem Kompendium „Produktivkraft Natur“ die ökonomischen Potenziale einer intakten biologischen Vielfalt. Faktenreich und anhand konkreter Beispiele belegen sie, wie Naturkapital Wohlstand generiert, welchen wirtschaftlichen Nutzen die vielfältigen Ausprägungen und Leistungen der Natur erbringen und was nötig ist, diese Ressourcen heute und in Zukunft effektiv zu schützen und zu bewahren.

Ökosystemare Dienstleistungen sind bezifferbar, so die Botschaft, ihr gesellschaftlicher Nutzen lässt sich berechnen. Diese Betrachtungsweise ist nicht neu, ihre Brisanz jedoch von (noch) ungeahnter Sprengkraft. In Staatshaushalten und Unternehmensbilanzen tauchte der Schutz des „natürlichen“ Reichtums bislang vornehmlich als Kostenfaktor auf, seine Rolle für die Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt wurde vernachlässigt und unterschätzt. Ein grober Fehler, der uns teuer zu stehen kommt.

Angesichts des fortschreitenden Raubbaus an der Natur sei die Schmerzgrenze längst erreicht, so Manfred Walser im anschließenden Podiumsgespräch. Falls wir nicht gegensteuern, ruinieren wir in den nächsten 30 bis 40 Jahren unsere Lebensgrundlagen und die unserer Kinder und Enkel. Die natürlichen Ressourcen, wie Wasser, Pflanzen, Tiere, Boden, haben ihren unersetzlichen „Geld“wert im globalen Wirtschaftskreislauf – als faktische wie als potenzielle Größe.

Ökonomie und Ökologie scheiden sich nicht in unvereinbare Sphären, sondern sind Teil eines Gesamtsystems: Die Natur ist Bedingung der menschlichen Existenz und ihr natürlicher Dienstleister, als Nahrungslieferant, als Baumeister (Bionik) und als Arzneischrank (Versorgung mit pflanzlichen und tierischen Heilmitteln). Der Bio- und Gesundheitssektor sind bereits Wachstumsmärkte, der Natur-Tourismus verzeichnet als expandierende Branche Milliardenumsätze, Natur wird ein immer bedeutenderer Standortfaktor mit Einfluss auf Lebensqualität und regionale Entwicklung.

Unsere Versorgung mit Nahrung, Energie und sonstigen Basisgütern hängt direkt von den Potenzialen der Natur ab. Sie liefert uns die Ressourcen für eine nachhaltige Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, versorgt uns mit Energie (erneuerbare Energien) und ist der wichtigste Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel (natürlicher Küsten- und Katastrophenschutz). Und sie ist - das sollte bei aller in Geld gemessenen „Wert“schätzung nie außer Acht gelassen werden - einzigartig in ihrer Biodiversität, im Zusammenspiel ihrer Ökosysteme.

„Produktivkraft Natur“ bietet einen komprimierten Überblick über Themen und Ansätze. Das Buch belegt, kompakt und gut lesbar, den ökonomischen Nutzen einer intakten Natur und ihrer schützenswerten Vielfalt. Es beeindruckt durch Zahlen und konkrete Anschaulichkeit. Es sei all denen empfohlen, die sich stark machen für die Natur. Sie erbringt Leistungen, die wir alle in Anspruch nehmen und deren monetärer Wert bislang in der öffentlichen Diskussion nur eine marginale Rolle spielte – aus Unkenntnis oder mangelndem wirtschaftlichen Weitblick.

JESSEL, BEATE/TSCHIMPKE, OLAF/WALSER, MANFRED: Produktivkraft Natur. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2009. 155 S., 14,95 Euro.