Posts mit Schlüsselwort ‘Gedichte’

Gewissensbisse

18. Mai 2013

Den lieben Tieren,

ob auf allen Vieren

oder auf zwei Pfoten!

Ich schreibe Euch diesen Entschuldigungsbrief,

weil mich das Gewissen rief!

„Verzeiht, dass wir Euch jagen, verachten,

einsperren, quälen und schlachten!

Wir verursachen Euch viel Leid –

weil Ihr uns Menschen überlegen seid.

Es entspricht unserer bösen Natur,

dass wir als Satans Helfershelfer pur

die Besseren vernichten,

damit sie u n s  nicht richten.

Wir sind ringsum von Euch umgeben:

Fliegen, Ameisen und Mäuse,

Spatzen, Schnecken ohne Gehäuse,

Täubchen und innen drinnen Spinnen,

Hundchen und Katzen.

Drum kennt Ihr unser aller Leben

und wisst, wir haben alles – nur keinen Segen.

Würdet Ihr uns bitte helfen?!

Ganz dezent, so wie die Elfen?

Vielleicht könnten wir uns sogar zusammentun:

Mücke und Mensch, Hausfrau und Huhn

Rentner/innen in hohem Alter

und Brombeeerzpipfelfalter!

Denn der Mensch einer solchen Nation

braucht eine honigsüsse Injektion,

er braucht schon als Kind Anti-Hassgen-Tropfen!

Und Ihr müsst alle seine Schießrohre verstopfen!

_____

Von Günter Stanienda, Berlin, 13. Mai 2013

Gedichte: „Kleine Laterne“

16. Dezember 2012

Gegenüber auf der anderen Straßenseite

steht eine kleine Laterne.

Ihr Licht ist stark

und leuchtet zu mir herüber.

 

Tausendfach spiegelt sich ihr Licht

in meinen Tränen.

 

Blinzel ich ein Mal,

bahnt sich ein Lichtpfad von ihr zu mir.

Blinzel ich ein zweites Mal

tanzen weiße Kobolde

wie Motten um´s Licht der Laterne –

lächeln mich an –

strecken mir ihre weißen Ärmchen entgegen.

Blinzel ich ein drittes Mal,

sind die Kobolde verschwunden

und mit ihnen meine kleine Laterne.

 

Hoch über der Straße, wo der Mond

über der Laterne hing,

strahlt vom knallblauen Himmel

die Sonne herab

und trocknet meine Tränen.

 

(1990, franzi sylla)