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Peaceful Places – Kunst, Natur und Krieg im Mit -und Gegeneinander

24. Januar 2013

Im ARD-Hauptstadtstudio kann man bis zum 22. März 2013 Gemälde des in Berlin lebenden Künstlers Henning Kappenberg kennen lernen. Zum Thema „Peaceful Places“ stellt der Kurator Martin Bayer Bilder aus, denen nicht nur eine interessante Technik zugrunde liegt, sondern die unter die Oberfläche des scheinbar Sichtbaren gehen.

 

Was wartet hinter dem Berg?

Schaut man sich die ausgestellten Bilder an, kann man zunächst wundervolle Berglandschaften mit bezeichnenden Titeln wie „Wetterhorn“, „Wolke über Prag“ oder „Nordwand“ sehen. Erst wenn man über die Orte und ihre Geschichte nachdenkt, weiß man wie gefährlich sie sein können. Die alpinen Gebirge und Eisberge auf Kappenbergs Bildern erscheinen friedvoll und beruhigend für das Auge, nur wenige Farben, meist schwarz, weiß und blau wurden benutzt. Dabei waren das Besteigen und in Anspruch Nehmen der Berge und Gebiete schon immer Ziele von Machtbezeigungen ganzer Staaten und auch Kriege wurden dort zu diesem Zweck geführt. Zum Beispiel war die hochalpine Grenzregion zwischen Österreich und Italien im Ersten Weltkrieg ein hart umkämpftes Kriegsgebiet, die strahlende Schneedecke lässt nicht vermuten, was darunter verborgen ist – zu entrückt ist uns dieses Szenario, zu spirituell und natürlich wirkt es auf uns, als dass wird es mit banalen Ereignissen wie Krieg zusammenbringen. So muss man sich mit den Bildern auseinandersetzen um zu erkennen, welchen Schrecken sie in sich tragen können.

 

Mit Acryl die Realität auf die Probe stellen

Auf allen Etagen des ARD Hauptstadtstudios findet man Bilder mit „Peaceful Places“ (Foto: Christiane Kürschner).

Dasselbe geschieht beim Anblick der Landkarten die Kappenberg bearbeitet und der Realität angepasst hat. Auf der Landkarte des nördlichen Spaniens findet der Betrachter nun auch Gernika. Politische Systeme ändern sich, Orte werden zerstört, andere entstehen in kurzer Zeit, Grenzen werden verschoben. Landkarten können so hochaktuell oder veraltet sein. Wer um die Geschichte des Örtchens Gernika weiß, für den hat es eine besondere Bedeutung es auf der alten Landkarte zu sehen. Früher war Gernika zu klein um es abbilden zu können; im Spanischen Bürgerkrieg wurde der Ort fast vollkommen zerstört, hunderte Menschen kamen ums Leben. Pablo Picasso war von diesem kriegerischen Angriff so ergriffen, dass er eines seiner berühmtesten Bilder – „Guernica“ – malte. Kappenbergs Bild „o.T. (Guernica)“ kann man also auch als künstlerisches Zitat verstehen, das auf eines der bekanntesten Werke referiert, dass sich mit dem Motiv des Krieges auseinandersetzt. Der Kurator Martin Bayer widmet sich mit seinem Projekt „Wartist“ genau diesem Thema: Wie wird Krieg und die damit verbundenen Lebenssituationen in der Kunst aufgegriffen? Noch immer gilt das Thema Krieg als ein Tabu, das man soweit wie möglich in die Vergangenheit verschieben möchte. Dass das Thema Krieg immer gegenwärtig ist, da schon ein Stadtplan Zeugnis über einen Ort ablegen kann, sieht man vor allem in Kappenbergs Bildern. Ihn interessiere an den Landkarten vor allem die Abbildung von Realität, erzählt er. Schon bevor man einen Ort betritt, kann man ihn auf Stadtplänen begehen. Hingegen kann man auch viele verschiedene Versionen von Stadtkarten vor sich haben und die wirtschaftliche und politische Entwicklung an Ihnen ablesen. Landkarten sind auch Abbilder einer schwindenden Realität.

 

Zeitlos schöne Momentaufnahmen

Henning Kappenberg vor seinem Bild „Henningsvær“ im ARD Hauptstadtstudio (Foto: Christiane Kürschner).

Zeitlos werden die ausgestellten Bilder durch die Technik des Künstlers. Kappenberg trägt die Farben seiner Werke mit einer Injektionsspritze auf. Seine Motive findet er auf Fotos, in Zeitungsbildern oder anderen Materialien. Das Motiv wird fotokopiert oder digital bearbeitet, auf die richtige Größe gebracht und es wird eine Tontrennung durchgeführt. Das Bild ist nun schwarz und weiß und bereit zum Bearbeiten. Mit einer gekappten Injektionsspritze füllt Kappenberg die schwarzen Flächen mit Farben, lässt an der einen Stelle eine Fläche weiß oder fügt etwas hinzu. So kann er Landschaften neu formen und die Gegenwart der Vergangenheit anpassen. Für das Bild „Wetterhorn“ hat er ungefähr ein Jahr Arbeitszeit benötigt, manchmal ist diese Technik „mühsam und aufwändig“, erzählt Kappenberg. Trotzdem arbeitet er seit 1990 mit der Injektionsspritze und gibt vor allem Landschaften und Landkarten so ein dreidimensionales Gesicht. Wenn das Licht seitlich auf die strahlenden alpinen Berge fällt, dann kann man an den fallenden Schatten die Gefahren der Höhen und die unzähligen Eroberungsgeschichten erahnen.

Zeit und Ort

 

Peaceful Places

Gemälde von Henning Kappenberg

18. Januar – 22. März 2013 (täglich nach Voranmeldung)

ARD-Hauptstadtstudio

Wilhelmstr. 67a

10117 Berlin

 

Mehr Infos: www.wartist.org