Posts mit Schlüsselwort ‘Marzahn’

Kuenstlerin Carola Ruemper lebt und arbeitet in Berlin-Marzahn

28. August 2012
http://www.carola-ruemper.eu/

http://www.carola-ruemper.eu/

Warum die Künstlerin Carola Rümper in Marzahn lebt und arbeitet

von Helmut Lorscheid 

Überall in Berlin steigen die Mieten.   Künstler werden von den Immobilienspekulanten verjagt.

Überall? NeinMarzahn-Hellersdorf heißt das gallische Dorf, pardon – der Bezirk in Berlin, wo Kunst und Künstler noch geschätzt werden. Es gibt zwar kaum Geld, aber viele gute Worte. Und eine wohlmeinende Verwaltung ist ja schließlich auch etwas wert.

Das erfuhr die Berliner Künstlerin Carola Rümper hautnah. Sie berichtete gegenüber dem „Demokratie Spiegel“, warum sie vor gut zwei Jahren ihr neues Atelier ausgerechnet in Marzahn eingerichtet hat:

„Ein absoluter Pluspunkt für Marzahn besteht darin, dass der Bezirk aus Extremen besteht. Marzahn ist das Beispiel für urbanen Stadtraum – Urbaner Stadtraum in Reinkultur. Und natürlich ist Marzahn für viele immer noch Synonym für Anonymität und Tristesse. Überrascht ist man daher von dem eher provinziellen Leben seiner Bewohner. Dieses spiegelt sich auch in ihrer Einstellung zu Kunst und Kultur wieder. Reaktionen sind daher oft direkt und unmittelbar. Sie umfassen jede Äußerung die man sich vorstellen kann. Von großer Ablehnung über Unverständnis bis zur großen Zustimmung ist alles dabei. Dies ist sehr erfrischend für mich als Künstlerin, da nicht zum ‚zigsten Male Phrasen ausgesprochen werden, die wir alle vom offiziellen Kunstmarkt und dessen Vertretern kennen.“ 

Aufmerksam geworden auf Marzahn-Hellersdorf war Carola Rümper vor rund zwei Jahren “über die Homepage vom BBK-Berlin“. Dort hatte sie vom Angebot günstiger Atelierräumlichkeiten erfahren. In Zusammenarbeit mit der Wohnungsbau-Genossenschaft Degewo (die auch anderenorts in Berlin Künstler fördert) hatte die Leiterin der Bezirksgalerie Galerie M Karin Scheel das weiter bestehende Atelierprogramm ins Leben gerufen. Interessierte Künstler sollten sich mit einem Portfolio bei Frau Scheel melden. Rümper: „Da mich das Ausstellungsprogramm und das Konzept der Galerie M sehr angesprochen hatte, konnte ich mir gut vorstellen, mein Atelier nach Marzahn zu verlegen.“

Inhaltlicher Schwerpunkt der Galerie M ist in der Regel die Auseinandersetzung mit dem Stadtraum. Ausstellungsprojekte, die in der Galerie verwirklicht werden, siedeln sich in den Bereichen Kommunikation und Interaktion an. Neben der „klassischen Galerietätigkeit“ werden von Frau Scheel auch temporäre Projekte im öffentlichen Raum verwirklicht.

In ihrer Selbstdarstellung heißt es: “Die Galerie M zeigt und fördert seit Anfang 2009 vorrangig Projekte von professionellen Künstlerinnen und Künstlern, die in ihrer Arbeit den städtischen Raum in all seinen Aspekten thematisieren.“ Um der speziellen urbanen Situation der Galerie Rechnung zu tragen, stellt ein Teil der Ausstellungen die Essenz langfristiger Kunstprojekte. So werden die Kunstaktionen noch mehr im öffentlichen Raum begleitet.

Zurzeit arbeiten in dem Atelierprogramm insgesamt 15 Künstler und Künstlerinnen, in vier, zum Teil sehr großen Ateliers.

Vor rund drei Monaten hat sich die Degewo als Vermieter dazu entschlossen, dieses Programm offiziell weiter auszubauen und die Marzahner Promenade als eine „Kunstpromenade“ zu erweitern. Das heißt, nach und nach werden weitere leer stehende Gewerberäume als Atelier zu günstigen Konditionen für Künstler bereitgestellt. Inhaltlich wird das Atelierprogramm, wie in der Vergangenheit, von Karin Scheel betreut. Durch diese Trennung der Aufgabengebiete ist gewährleistet, dass sich ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen Künstler und Künstlerinnen aus dem Atelierprogramm und der Galerie M ergibt.

Gemeinsame Aktivitäten können daher nach Außen, auch über den Bezirk hinaus gut transportiert werden, denn allen Beteiligten ist klar, dass nur mit einem inhaltlich runden Konzept der „Kunstort Marzahner Promenade“ aus seinem ‚Nischendasein‘ heraustreten wird.

Seit Anfang 2012 unterstützt Bezirksstadträtin Juliane Witt (Die Linke / Leiterin der Abteilung Jugend und Familie, Weiterbildung und Kultur) das Atelierprogramm. Für Juliane Witt ist es wichtig, ihren Bezirk mit Kunst aufzuwerten. „Wesentliches Merkmal der Kunst im Bezirk ist die Kunst im öffentlichen Raum“, KünstlerInnen werden zur klassischen Kunst am Bau-Verfahren eingeladen, aber auch in den letzten Jahren verstärkt zu temporären Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Im Jahr 2012 werden das temporäre Kunstprojekte in der „Hellen Mitte“ sein, dazu wird es einen für alle Berliner Künstler offenen Wettbewerb geben. Seit diesem Jahr – und voraussichtlich noch bis 2014 gibt es auch jährliche temporäre Kunstprojekte in der Marzahner Promenade.

Es wurden zwei zentrale Ausstellungsmöglichkeiten im Bezirk geschaffen. Zum einen das „Ausstellungszentrum Pyramide mit inhaltlich breit gefächerter Ausstellungstätigkeit. Es befindet sich in dem architektonisch reizvollen Standort in der Riesaer Strasse“.

Die bezirkliche Galerie M fokussiert sich hingegen auf die zeitgenössische Kunst und zeigt vorrangig Ausstellungen, die langfristig vor Ort mit den jeweiligen eingeladenen Künstlern entwickelt werden, oft von Projekten im öffentlichen Raum des Bezirkes begleitet. Inzwischen sind die spannenden Kunstprojekte des Bezirks berlinweit bekannt und der Umzug des Ateliers in die Marzahner Promenade 46 ist ein dazu gewonnener zentraler Standort, der gut angenommen wird und in den Stadtraum wirkt.

 Diese Arbeit der KünstlerInnen wird honoriert, sie erhalten Werkverträge.

Alle Verfahren sind immer Wettbewerbsverfahren, Direktbeauftragungen gibt es nicht. Die Galerie M lädt die aktuell in den Ateliers arbeitenden Künstler einmal jährlich zu einer gemeinsamen Ausstellung in der Galerie M ein:

„Ateliers.2!“, vom 19. August bis 26. Oktober 2012, plus Atelierrundgang am 7. September.
Die einzelnen Ateliers organisieren auch eigene Ausstellungspräsentationen, um den Ort bekannt zu machen. Teilweise werden Gastkünstler und Gastkünstlerinnen eingeladen.

Am 7. September 2012 von 18 bis 21 Uhr wird zu einem Atelierrundgang eingeladen. In der Regel arbeiten auch die Künstler / Künstlerinnen aus dem Atelierprogramm nicht im herkömmlichen Sinne nur in ihrem Atelier, sondern führen Projekte im öffentlichen Raum durch.

Die Künstler Lukas Oertel und Ramon Muggli realisierten in den vergangen Wochen ein Projekt, in dem sie mit einem Nachbau des verglasten Mittelbaus der ehemaligen Räumlichkeiten der Galerie M durch Marzahn zogen und diese an unterschiedlichen Orten in Marzahn temporär aufbauten.

Carola Rümper arbeitet nicht nur als Künstlerin in Marzahn, sondern engagiert sich auch als Mitglied im Kulturbeirat Marzahn-Hellersdorf in Berlin.

Zum Weiterlesen: http://www.carola-ruemper.eu/

Weitere Quellen: http://www.kultur-marzahn-hellersdorf.de/GALERIE-M.10.0.html