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Weibermachosprueche: Jerusalem

6. Dezember 2017

Weibermachosprueche: Jerusalem

Berlin, 6.12.2017. Der viel umstrittene, aber demokratisch gewählte US-Präsident ist knapp ein Jahr im Amt. Er nennt sich Donald Trump. Er nutzt viel Twitter. (Ein zu unserer Zeit öffentliches modernes Kurz-Nachrichtensystem.) Seit gestern ist bei den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern verbreitet worden, der US-Präsident habe vor, die Stadt Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Das sei heute, am Nikolaustag, offiziell von der Amerikanischen Regierung bestätigt worden.

War heute um elf Uhr einkaufen in einem Supermarkt. Es war ein dichter, mit Wolken verhangener Mittag. Das ergibt fuer das menschliche Auge eine Art grau-blauer Schleier über den Häuptern. Nur, anders als zu Wahlzeiten, fehlte heute die Stille im Herzen. Vor mir an der Kasse stand beim älteren mit keltischen Zeichen tätowierten Kassierer ein Mann von gerader Statur, etwa ein Meter neunzig lang, mit dunkler Kapuzenjacke. Die Kapuze über dem Kopf. Sein Gesicht war gezeichnet von Wut, Demut und vielen alkoholischen Getränken. Er trug Handwerkerkleidung. Vor mir stand ein jüngerer Mann, blond-rötliches Haar, mit aufmerksamen, aber schweigsamen Lippen. Er trug saubere Bauarbeiter-Kleidung. Dazwischen, erst jetzt viel mein Blick dahin, stand ein Mann mit lockerem, gepflegtem Bart. Seine Haut war weisslich-grau. Vielleicht lebt er in einer kleinen Bücher reichen Wohnung oder raucht zu viel. Aufgefallen ist sein Rücken breites aufgesticktes Emblem: Ich bin ein Judenfreund. Das war ganz klar und an Farben reich. Mit Flügeln in Adlerform symbolisiert. Der Mantel darunter erinnerte an die 45-er Jahre Soldaten-Mäntel des vergangenen oder vorvergangenen Jahrhunderts. So edel, lederisch, hart und autoritär, aber sehr verloddert. Nicht das Emblem.

Er bezahlte mit Euros, was mir seltsam vorkam, aber natürlich ist. Dabei sah ich sein Shirt durch den geöffneten Mantel: Es war blau mit einem weissen „Juden“-Stern.

 

Autor F. Sylla